Aufzug fahren in Zeiten von Corona, zurück zum Paternoster?

Schön langsam soll wieder Normalität einkehren in den Alltag in Bürohäusern rund um die Welt.

Aber wie soll das gehen in Zeiten von Corona, wenn eigentlich nur zwei oder wenige Personen mit einem modernen hocheffizienten Aufzug gleichzeitig fahren dürfen oder sollen.

In Frankfurts Bankenviertel mit seinen zahlreichen Bürohausgiganten wird sicherlich schon an Konzepten gefeilt, wie lange Schlangen an Aufzügen in der kalten Jahreszeit vermieden werden können.

Und ein pfiffiger Programmierer wird sicherlich bald eine App anbieten, die das Problem lösen kann.

In München ist die Zahl der echten Hochhäuser überschaubar und da könnte ein altgedientes Transportmittel mit simpler Technik ein Revival erleben.

Der Paternoster ist ein der jüngeren Generation gänzlich unbekannter Aufzug.

Sein Name stammt aus dem lateinischen und bedeutet „Vater unser“. Den Namen hat er aber nicht bekommen weil der Fahrgast befürchten musste bei einer Unterfahrt in den Keller oder einer Überfahrt ins Dachgeschoss einem großen Risiko ausgesetzt zu sein und göttlichen Beistand zu benötigen.
Sondern weil seine Kabinen wie an der Perlschnur eines „Vater unser“ aneinandergereiht sind und in der Funktion alle zusammen hängen.
Die Kabine des Paternosters ist für 2-4 Fahrgäste ausgelegt und ermöglicht ein beliebiges Aussteigen in jedem Stockwerk während der Fahrt.

Die Kabinen werden mit einer einfachen Umlauftechnik über alle Stockwerke transportiert und umrunden im Keller und Dach zur Rückfahrt.

In München gibt es noch ein paar Paternoster in Betrieb, die meisten davon sind nur den Mietern wie z. B. im Anger Palais oder bei der Boston Consulting Group in der Ludwigstraße zugänglich.

Im Planungsreferat in der Blumenstraße habe ich meine kindliche Leidenschaft beim Fahren wieder aufleben lassen können und mir die Termine in der Behörde in angenehmer Erinnerung behalten.

Ein wenig behände muss man beim Paternoster fahren schon sein, aber gerade der ungeduldige Fahrgast weiß die dauernde Verfügbarkeit eine Kabine nach unten oder oben sehr zu schätzen.

Die Firma BauKarussell ist der erste Anbieter für Social Urban Mining – verwertungsorientierten Rückbau mit sozialem Mehrwert und besonderem Fokus auf Wiederverwendung (Re-Use) von Bauteilen großvolumiger Objekte.

Beim Rückbau im Gebäude der Wiener Elektrizitätswerke wurde kürzlich einer der ältesten Wiener Paternoster aus dem Jahre 1914 entdeckt.
Das Original des Paternosters hat sich hinter einer Verkleidung aus den 50 Jahren verborgen, so dass der wahre Schatz viele Jahre unerkannt und unbeachtet geblieben ist.

Zwei der Paternosterkabinen gehen ins Museum, zwei weitere werden in einem trendigen Kaffeehaus zur Kaffeekabine für zwei Personen umfunktioniert. Als lauschiges Plätzchen für Zwei werden sie weiterhin viel Aufmerksamkeit bekommen.

Leider dürfen Paternoster aufgrund einer Änderung der Aufzugsverordnung nicht mehr neu gebaut werden, aber einige in Deutschland genießen noch Bestandsschutz.

Diese laufen bis heute ohne größeren Wartungsaufwand.

Sehr schade, dass dieses zuverlässige Transportmittel nicht mehr gemächlich seine Runden drehen und Passagiere von einem Stockwerk zu anderen befördern darf.

Bildquelle ORF Nachrichten